Mattpost 12 | 02/2013
FOKUS
gesucht wurde einHauswartpaar, nebenamtlich, gut entlöhnt. «Da melden wir uns, wir wollten so- wieso unsere Wohnung mit dem Hauswartamt anderHauptstrasse in Reussbühl aufgeben und in eine ruhigere Gegend ziehen», sagten sie sich und bewarben sich bei der Baugenossenschaft. Da hiess es vorerst: Für denHauswart ist eine Parterrewohnung reser- viert, aus praktischen Gründen. «Was uns aber Mühe bereitete und wir tendierten auf eineWoh- nung im ersten oder zweiten Stock», erzählt Albert Roos. «Das klappte und damit liess man uns spüren, dass wir miteinander re- den konnten, nichts von Stur- heit», lacht er verschmitzt. Und am 15. September 1972 trat das Paar seine Aufgabe in der damals topmodernen, grosszügig ge- planten und kinderfreundlich ge- stalteten Überbauung «Längwei- her» an. Aus «Längweiher» wird «Matthof» Ja, so hiess damals die Liegen- schaft. Siewar Bestandteil der ge- plantenDirektverbindungmit ei- ner neuen Strasse zum Gebiet Längweiher / Udelboden. ImGe- biet der riesigen Deponie waren zudem vier Hochhäuser geplant; doch als weder Strasse noch rie- sige Baukörper die ersten Pla- nungen überlebten, wurde aus dem «Längweiher» nach ein paar Jahren halt «Matthof»: ohne Um- zugsmühen kamen auf diese Art 40Mieter zu einer neuen Adresse. Für Albert Roos war es eine gute Fügung, dass er zusammen mit seiner Frau für diese Aufgabe aus- erwählt wurde. Er arbeitet damals bei Mengis & Sticher, demrenom- mierten Druckunternehmen in Luzern. Und viele Drucker waren damals nicht unbedingt gesund- Schönes Heim und guter Aus- gleich zur Arbeit
heitsfördernden Stoffen in den Betrieben ausgesetzt. Er arbeitete Schicht und auf ärztlichenRat hin sollte er in der grosszügig bemes- senen Freizeit etwas «naturnahes als Ausgleich» unternehmen.
den, wenn Albert arbeitete. «Ge- radewährend dieser Zeit konnten wir aber immer auf die Verant- wortlichen der Verwaltung zäh- len. Besonders Verwalter Peter Joller und AngeloWalker, Chef des technischenDienstes, hatten im- mer für alle Anliegen ein offenes Ohr, auf sie war Verlass», windet ex-Hauswartin Agatha den bei- den einen starken Kranz. Und im gleichen Atemzug denkt sie auch an dieMitbewohner, die sie in al- len Bereichen immer freund- schaftlich unterstützten. Bei Festen ihre Hilfe anboten, ihr Ab- schiedsfest 2010 organisierten, immer zur Seite standen. «Dawa- ren viele prägende Ereignisse, viel, das in Gedanken oder Bil- dern festgehalten wurde, wir bli- cken in Dankbarkeit auf die 38-jährige Zeit zurück», sagen sie.
Wir sind noch heute dankbar für die Arbeit in der Umgebung
Also: Die Natur rief vor der Haus- türe! «Wir waren ja praktisch von Anfang an immer engagiert, die neue Umgebung wollte vom er- sten Tag an gepflegt werden, aus- ser Bäume schneiden gehörte praktisch alles zu unseren Aufga- ben, im Winter war es etwas ru- higer, etwas weniger hektisch», erinnert sich die damals junge Fa- milie zurück. «Und das alles rund um eine topmoderne Vierzim- mer-Wohnung, das war ein rie- siges Geschenk, wir sind heute noch dankbar dafür.» Das sei zum vergessen: 1996 mussten die zwischen den beidenBaukörpern entstandenen Risse – die Häuser sind auf einer ehemaligen Deponie gebaut- eli- miniert werden. Während Wo- chen dominierten Pfählungen unter denKellerbereichen, die Ar- beiten sorgten für Staub und Lärm. Doch es kam gut, diese Ar- beiten lohnten sich. Und als 1997 und 1998 die Flachdächer saniert, die Fassaden isoliert, Fenster, Bad und Küchen in allen 40 Woh- nungen ersetzt sowie die ganze Gartenanlage komplett neu ge- staltet wurde, kehrtewieder etwas Ruhe ein. «Das war sicher eine hektische Zeit, forderte uns glei- chermassen wie die Mieter, doch imNachhinein war alles nur halb so schlimm», sagt Agatha Roos. Sie war die gute Seele, zog die Fä-
Alles im Griff: 38 Jahre lang hatten sie den Überblick vom 2. Stock aus
Herzlichkeit haben sie erfahren, mit Herzlichkeit denken sie zu- rück. Jetzt sind sie seit drei Jahren nur noch Mieter. Übrigens: Acht der 1972 eingezogenen 40 Fami- lien sind heute noch treueMieter. «Auch wir sind stolze Mieter und dankbar, dass wir nach einem krankheitsbedingten Rückfall von Albert nun die Zeit im «Matt- hof» weiter in einer ganz schönen Wohnung geniessen dürfen», freut sich Agatha noch auf viele gute Jahre im «Matthof».
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