Mattpost Nr. 20 | Dezember 2019

fokus

ER WILL DIE IDENTITÄT LITTAUS BEWAHREN

Heute gilt Littau als Quartier von Luzern. Doch eigentlich ist es ein organisch gewachsenes Dorf mit eigenem Charakter, das vor 10 Jahren mit Luzern fusionierte. Beat Krieger hält mit seinen Führungen die Dorfgeschichte am Leben.

G enau zehn Jahre ist es her. Viele Einheimi­ sche nahmen Ende Dezember 2009 auf dem Dorfplatz Abschied von «ihrer» Gemeinde Littau. In einer Volksabstimmung war im Jahr 2007 beschlossen worden, dass Littau mit der Stadt Luzern fusionieren würde. So trug Beat Krieger für diesen Anlass eine Fülle von Informationen und Bildern zusammen, um die bewegte über 800- jährige Geschichte des Ortes, die Entwicklung des Dorfes und die Veränderungen noch einmal Revue passieren zu lassen. Ab dem 1. Januar 2010 war Littau als selbstständige Gemeinde mit eigener politischer Verwaltung schliesslich Vergangenheit – Littau war «nur» noch eines von etlichen Quartieren von Luzern. «Die Dorfgeschichte ist für mich eine Herzensangelegenheit, verbunden mit viel Heimat­ gefühl», sagt Beat Krieger, den man mit Fug und Recht als Littauer Urgestein bezeichnen darf. Seine Aufarbeitung der historischen Vorgänge ist auch ein Kampf gegen den Verlust von Identität, der mit dem Vergessen einhergeht. «Rückwärts blickend – vorwärts schauen»; unter diesem Motto hat der ehe­ malige Lehrer und Gemeinderat über 700 Bilder aus verschiedenen Epochen und viel Wissenswertes zu­ sammen getragen. Wertvolle Dienste lieferte ihm da­ für auch das Buch «Littau – vom Kies- und Kohledorf zur Wohn- und Industriegemeinde» von Hans Roth.

Auf den Spuren der Dorfgeschichte Als dieses Jahr eine Anfrage des Luzerner Sozial­ direktors Martin Merki für einen Rundgang in Littau kam, war das Wissen und das Material von Beat Krieger plötzlich wieder sehr gefragt. Merki wollte seinen Mitarbeitern Hintergründe über einen Stadt­ bereich zeigen, in dem die Sozialdirektion doch ziemlich aktiv sein muss. «Da kam mir auch die Idee, ähnlich wie im Quartier Untergrund eine spezielle Führung in Littau zu gestalten», erzählt Beat Krieger. Seit kurzem bietet er nun diese Möglichkeit an (siehe Kasten). Ziel sei es, dass die Tour irgendwann mit einer GPS-basierten App jederzeit ohne Begleitung selber begangen werden könnte. Bei der Führung staunen sogar Alteingesessene über die vielen neuen Informationen. Da hört man unter anderem von der ersten Erwähnung des Ortsnamens «Litowo» und der Höfe Staffeln und Ruopigen in einem Dokument der Stadtgründung Luzern vom April 1178. Man erfährt, dass Littau reich an Kiesvorkommen (insbesondere in der Jodersmatt oder Bergweid) und sogar Kohle (Sonnenberg) war und wie die Gruben als Deponien bis zum Bau der Kehrichtverbrennungsanlage Ibach 1971 mit dem Abfall der Stadt Luzern aufgefüllt wur­ den. Interessant ist auch, wie zur Zeit der Freischaren­ züge 1845 im Sonderbundskrieg auf dem Dorfgebiet Kämpfe stattfanden und vor diesem Hintergrund 1852 der Abendzirkel entstand, der sich fortan gemeinsam mit dem Gemeinderat um die Belange der Littauer Bevölkerung kümmerte – beispielsweise um die Dorf-Beleuchtung oder die Milchsuppenstation (eine erste Kita), aber auch um den Anschluss des Dorfes an die Verkehrsbetriebe Luzern VBL. Die Rolle der BG Matt Ein wichtiges Thema in Littaus Geschichte ist für Beat Krieger auch unsere 1953 gegründete Baugenossen­ schaft Matt. «Sie hat mit ihren Bauten verschiedene Quartiere geprägt. Ganze Generationen sind in ihren Häusern aufgewachsen», erklärt der ehe­ malige Gemeinderat. Die Verwaltung habe zudem immer ein offenes Ohr gehabt für Anliegen aus der

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